Ruhe

Wenn die Sonne scheint, wie heute morgen am 11. April, dem Dienstag der Karwoche, dann freue ich mich immer wieder aufs Neue an der Wand des Schuppens in unserem hinteren Garten (es gibt nämlich zwei Teile, weil das Gebäude das Grundstück bis auf einen schmalen Durchgang teilt).
Es ist die Farbe, die mich an Skandinavien und an Häuser am Wasser erinnert. Aber auch die Ruhe dieser Formen gefällt mir. Diese Wand ist einfach da, und von der Arbeit der Woche vor dem großen Fest sprechen nur andeutungsweise die Leitern, wie sie sich an die Wand lehnen.
In meinem alltäglichen Gewusel zwischen Küche und Kaufladen, zwischen "Ditt un dat", finde ich Halt und Anlehnung in dem, was hier im Kloster den Besuchern sogleich auffällt. Das etwas immer gleich zu sein scheint (tatsächlich aber in vielerlei Varianten wächst, blüht und sich verwandelt wie ein lebendiger Garten): Gebet, Gottesdienst, Begegnung mit Gott in der Stille. Mir ist das ganz selbstverständlich geworden, ich erlebe den gleichmäßigen Rhythmus der Gebetszeiten, wie sie den Tag gliedern vom Aufstehen am Morgen bis zum Schlafengehen, einfach als mein Zuhause, das ich mit heftigem Heimweh vermisse, wenn ich es unterwegs entbehren muß.
Diese ruhige Gleichmäßigkeit wieder einmal bewußt wahr-zu-nehmen, darauf hat mich mit seinen Fragen danach, ob das, was wir heute morgen gebetet haben, in allen anderen Klöstern auch so gebetet werde, Thomas Heck gebracht. Er ist Journalist vom Darmstädter Echo und seit Sonntagabend bei uns zu Besuch, weil er Material für eine Reportage sammelt, hier im Gespräch mit P.Benvenut am Frühstückstisch.

Kapuzinerküche - 11. Apr, 07:43