Die längst gekochten Nudeln müssen weg, und so verwandeln sie sie sich mit frischem Schnittlauch, Salz und weißem Pfeffer sowie reichlich Butter zu Helenes Knuspernudeln, bei denen man genauso wie bei ihrem gebackenen Reis mit frischem Mangold (unvergeßlich!) eigentlich nichts verkehrt machen kann, wenn man mutig genug ist (oder einfach weiblich-nervös und ein bissel fahrig), um das Geknatter in der Pfanne tapfer zu ertragen, indem man zum Beispiel anderswo etwas ganz anderes macht, um dann hin und wieder aber doch zur Pfanne zurück zu kommen und die ganze Angelegenheit eilig zu wenden. Es macht halt arg piffpaff und knickknackknall in der Pfanne, als ob es anbrennen wolle und mißlingen, aber alles wird gut, man könnte es ganz ohne weitere Zutaten essen.
Doch Cosimo Carozzo, der Maler, der über Ostern hier im Kloster ausgestellt hat, ein in Paris und nahe bei Autun in Frankreich lebender Italiener, machte dazu eine ganz schlichte Tomatensauce à la Carrefour, vous savez?
Ich habe noch einen Riesenrettich beigesteuert, ein mildes Ungetüm, das locker für fünf Personen reichte, geraspelt, mit ein wenig Essig, Salz, Senf und einem Hauch (um ehrlich zu sein: auch einem Rest im - mit dem Essig -ausgespülten Glas) Salatcreme, sehr frisch und gut passend.
Vorneweg gab es eine Gulaschsuppe à la Br. Gereon. Dazu muß man wissen, daß dieser schon etliche Jahre dahingegangene Bruder Koch in der rheinisch-westfälischen Kapuzinerprovinz eine legendäre Größe ist. Wenn man den Berichten glauben darf, und das muß man wohl, denn in großer Übereinstimmung wird von Br. Gereon viel Pfiffiges, Witziges, auch Kauziges erzählt, dann beherrschte er die Kunst, aus Überbleibseln immer wieder Neues zu kreieren. Zum Beispiel, erzählte Br. Paulus letzthin aus seinen Jugendtagen, gab es sonntags eine prachtvolle Fleischbrühe von einem guten Stück Rinderbrust. Dieses wurde montags in Scheiben geschnitten, die dann paniert zu Wiener Schnitzeln wurden. Was von den Schnitzeln übrig blieb, wanderte in den Fleischwolf und stand dienstags oder mittwochs wieder als Buletten auf dem Tisch. And so on... mit ordentlich Muskat und, wie die nimmermüden Schlächtschwätzer behaupten, gelegentlich einem Spitzchen Zigarrenasche gewürzt. Der geneigte Leser und die verehrte Leserin mögen sich nun - abgesehen von solchen Original-Zutaten wie der Asche - vorstellen, wie es um die Gulaschsuppe bestellt war, die von allen sehr goutiert wurde, weil nicht lang und breit darüber geredet worden war, daß es sich um Hasengulasch handele. Auch Jacqueline, der Lebensgefährtin Cosimos hat es geschmeckt, und nach dem Essen sind die beiden losgefahren, weil sie abends in Paris sein wollten.

Kapuzinerküche - 19. Apr, 18:21